
9 Fragen, die wir uns bei Transformationen viel zu selten stellen
Bei der digitalen Transformation haben wir es mit einem Oxymoron zu tun. Wir zielen darauf ab gewohnheitsgetriebene Menschen darin zu gewöhnen, sich an nichts mehr zu gewöhnen. Aus der Sicht der meisten betroffenen Mitarbeiter müsste die digitale Transformation in etwa so aussehen:
Aus Sicht des Unternehmens bedeutet es, seine Organisation so beweglich zu halten, dass Veränderungen sofort adaptiert werden können. Die beste Herleitung hat die Designagentur Fjord erarbeitet. Sie beschreibt die Transformation in vier Phasen und vergleicht die letzte Stufe des digital transformierten Unternehmens mit “Plasma”. Ein Zustand, den man Amazon, Facebook oder Google zuschreibt:
Da Konzerne effizienzgetrieben und klassisch konditioniert sind, soll die Transformation -ganz gleich wie umfassend- ganz schnell über die Bühne gehen.
McKinsey bietet zum Beispiel folgende griffige Roadmap an:
Eine erfolgreiche digitale Transformation beginnt demnach mit einem Kickoff beim Senior Management und endet mit braven Mitarbeitern, die das neue Geschäftsmodell gleich umsetzen!
Ich habe mir erlaubt, die Roadmap aus Sicht der Mitarbeiter zu kommentieren:
Eine Studie von Ernst und Young, bei dem ca. 1000 Angestellte befragt wurden ergab, dass für fast jeden zweiten Angestellten die Arbeitsprozesse komplexer und für 40 Prozent ihr Job stressiger geworden ist.
Für mich heisst es, dass wir uns viel zu früh mit Fragen rund um das Business beschäftigen und die betroffenen Menschen in die neuen Prozesse ohne genügend Vorbereitung reinwerfen.
Wäre es daher nicht besser, wenn wir uns zunächst mit Fragen beschäftigen, die näher an den aktuellen Erfahrungen, Verhalten, Emotionen und Werte der Menschen sind? Und diese Fragen zuerst klären, bevor wir eine Roadmap malen?
Hier neun Anregungen, auf denen wir in diesem Blog in Zukunft näher eingehen werden:
1. Wie ermöglichen wir einen neuen Blickwinkel bei jedem unserer Mitarbeiter?
2. Wir wissen ja jetzt, dass die Kultur Strategie frühstückt, aber wtf heisst das wirklich konkret und wie können alle Beteiligten da mitmachen?
3. Wie etablieren wir funktionierende und gelebte Netzwerke und was macht sie erfolgreich?
4. Warum scheitert “Erfolgreich Scheitern” in Konzernen? Wie wollen wir es anders machen?
5. Können wir harte organisatorische Strukturen plötzlich und unmittelbar durchbrechen?
6. Wer ist bereit den ersten Schritt zu machen? Wer sollte am Besten den ersten Schritt machen?
7. Was sind die Konsequenzen wenn menschliche Handlungen, organisatorische Abläufe und technische Prozesse sich immer stärker ineinander vermischen?
8. Scheuen wir Konflikte, weil wir konstruktives Streiten verlernt haben?
9. Wie geeignet sind unsere Anreizsysteme? Belohnen wir Verhalten A, obwohl wir uns Verhalten B wünschen?
Referenzen und Artikel zum Thema:
Fjörd: Living Services
Cap Gemini: Digitale Transformation richtig vorbereiten (Spoiler: Passt gut zur McKinsey Roadmap)
Harvard Business Review: 7 Questions to ask before your next digital transformation (Spoiler: Keine davon findet sich im Text oben)
Ernst und Young: Studie Digitale Arbeitswelt
McKinsey: A roadmap for a digital transformation
Oxymoron: Wikipedia
Klassische Konditionierung: Wikipedia
NZZ: Der Mensch als durchsichtiges Gewohnheitstier
Swisscom Magazin: Digitalisierung in konservativen Strukturen
Winston Churchill: Churchill fälschlich zugeordnete Zitate
MIT Academy of Management Journal: On the folly of rewarding A while hoping for B